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(c) Die Sims. Maxis / Electronic Arts |
Eigentlich müsste ich mich vergegenwärtigen, wie weit Die Sims eigentlich gekommen sind. Starte ich heute Die Sims 4 über den Online-Dienst Origin von Electronic Arts, vollkommen digital, hat das eigentlich wenig mit meiner Erfahrung vom Anfang der 2000er zu tun. Laufwerk auf, CD (nicht DVD!) rein, da öffnet sich schon der Startbildschirm, man klickt auf Start. Trailer los, Wartebildschirm und Nachbarschaft, alles begleitet vom New Age Jazz, den ich auch heute gerne höre, weil sie mir einfach zeitlos erscheint.
Schon damals konnte man sich zwischen immerhin drei Hautfarben entscheiden, zwischen männlich und weiblich, Erwachsener oder Kind. In diesem Bereich hat sich das Spiel extrem weiterentwickelt. Durch das vielfältige Erstelle-einen-Sim-Tool können nicht nur eine große Bandbreite an Hautfarben, Gesichtsmerkmalen, Körperbildern und Altersstufen ausgewählt werden, ab Die Sims 4 ist es sogar möglich, das Geschlecht fluid zu gestalten, sodass männliche Sims auch Kinder gebären und weibliche im Stehen pinkeln können. Man kann, muss aber die Geschlechter der Sims binär gestalten.
Dennoch, wenn ich könnte, würde ich heute immer noch lieber Die Sims oder Die Sims 2 spielen. Vermutlich habe ich da eine dicke Nostalgie-Brille auf. Schließlich ist vor allem das erste Spiel heute kaum spielbar - einerseits, weil es einfach zu "alt" ist für die Technologie von 2020, andererseits ist das Spiel unglaublich schwer! Man ist heute gar nicht an die Spielbedingungen gewöhnt: Die Bedürfnisse der Sims sinken rapid, Freundschaften kann man kaum aufrecht erhalten und das Wochensystem wurde erst mit Sims 2 eingeführt - der Sim geht also jeden Tag arbeiten oder zur Schule, Urlaub gibt es nur, wenn man das Erweiterungspack Urlaub total installiert hat. Die Arbeit und die Schule schwänzen sind auch nicht drin - nach zwei Mal fehlen wird man gefeuert, das Kind auf die Militärschule geschickt und es wart nie wieder gesehen.
Mit Die Sims, aber auch mit Die Sims 2 und 3 kamen auch verschiedene Storylines ans Licht. Das Mysterium der Bella Grusel, Don Lothario und die Caliente Schwestern, und wer wurde nicht von Miss Knautschgesicht im Downtown angesprochen, dass man doch bitte die Liebeleien lassen soll? Der Humor war teilweise so absurd, aber es war schön, dass sich das Spiel nicht wahnsinnig ernst genommen hat. Es ist zwar eine Lebenssimulation, die aber gleichzeitig lustig und bizarr war, sich viele Freiheiten im "Realismus" genommen hat. Männer, die von Aliens entführt und schwanger zurückkamen? Bonehilda, ein Skelett, das als Hausmädchen eingesetzt werden kann? Ein Baum, auf dem Geld wächst? Bei "Die Sims" war alles möglich.
Leider nimmt sich das Spiel seit Die Sims 3 ein wenig zu ernst. Besonders mit Die Sims 4 bekommt man das Gefühl, es handelt sich nicht um eine Lebens- sondern um eine Millennial-Simulation. Das Gameplay wird immer mehr zurückgestellt, aber umso mehr steckt man Geld in das Aussehen das Spiels, das alles schön ästhetisch ist, aber kaum Funktion hat. Für Leute, die das Bauen lieben - und davon gibt es einige - ist es ein Traum. Für Leute wie mich, die vor allem gerne mit den Sims spielen, eine Lücke, die von Die Sims 4 nur spärlich gefüllt wird. Der Verdacht liegt nahe, dass Electronic Arts mit möglichst vielen Erweiterungs-, Gameplay-, und Acessoire-Packs (von denen seit Erscheinung 16!! veröffentlicht wurden) das inhaltslose Spiel mit möglichst viel Gewinn füllen wollen. Erst mit den Erweiterungspacks wird der Spaß garantiert - denn erst da kann man überhaupt "was machen". Die Kritik wird jedoch allmählich laut genug, dass EA teilweise darauf eingeht. Der zu leichte Schwierigkeitsgrad wurde bemängelt, und mit An die Uni! wurde zum ersten Mal seit langem ein Pack herausgebracht, das eine größere Herausforderung darstellt.
Dennoch, ich bin ein Fan dieser Reihe, und ich investiere immer noch viel Zeit in Die Sims 4. Das Verlangen, einen alten Windows XP zu kaufen um Die Sims und Die Sims 2 anzuschmeißen, ist aber noch nicht versiegt. Wie auch bei anderen, "älteren" Spielen, wie z.B. mit Rollercoaster Tycoon 2 oder Final Fantasy 7, hat für mich die in die Jahre gekommene Grafik immer noch viel Charme. Einfach, weil man sieht, wie viel Arbeit dahinein gesteckt wurde und weil der Spielspaß für mich überhaupt nicht getrübt wird. Die Qualität ist immer noch konkurrenzfähig mit den Spielen von heute - für das Auge und die Art und Weise, wie man heute spielt, ist es ungewöhnlich. Die Sims bleibt ein Klassiker, auch wenn ich die heutige Version eher als Stiefkind betrachte.
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